Manchmal muss man einfach springen

Hannah – April 2018

Es passiert wirklich….! Wir werden bald und endlich den ersten Raum eröffnen. Ohne dieses tolle Team wäre es nicht möglich gewesen!

Es ist schon etwas mehr als ein Jahr her, seit wir die Idee hatten, einen Coworking Space mit flexibler, privater Kinderbetreuung zu eröffnen.

Was ist seitdem passiert? Einige Änderungen geschahen sehr schnell. Aus dem Coworking Space mit Kinderbetreuung wurde innerhalb weniger Stunden die Idee eines exklusiven Raumes für Frauen. Andere Veränderungen, so bedeutsam wie die Geschäftsidee, dauerten etwas länger: allem voran das Team. Das “Wir” wechselte von zwei Frauen zu drei und dann wieder zu einer. Und zurück zu drei. Ich habe die Bedeutung des Teams, das ein eigenes Geschäft gründet, unterschätzt. Es ist einfacher, bestimmte Probleme, Themen und Kompromisse zu umgehen und einzugehen, wenn man angestellt ist, in einem großen Team arbeitet oder bereits Strukturen implementiert hat. Das Kernteam des Gründungsprozesses ist eine andere Sache.

Das erste “Wir” einigte sich auf die Idee, das Geschäftsmodell, wir schrieben sogar unsere Vision und Werte von Arbeit, Alltag etc. auf. Es schien, als ob wir uns über die wichtigen Dinge einig waren. Dann brachte meine ehemalige Mitgründerin eine weitere Freundin ins Team. Dass sie Freundinnen sind, schuf dieses große Ungleichgewicht. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Es hat aber einfach nicht so richtig gepasst. Auf welchen Ebenen? Persönlich? Ich habe nicht den Anspruch mit all meinen Arbeitskolleginnen und -kollegen befreundet zu sein. Aber gerne was trinken gehen, das schon. Respekt, Verständnis, all das kann man haben. Aber manchmal passt es einfach nicht. Und die Geschäftsidee war am Ende eben doch in entscheidenden Kleinigkeiten zu unterschiedlich. Auch wenn die Vision und das große Ziel dieselben waren, der Weg und das Herangehen waren doch so unterschiedlich, dass als sich für sie die Chance aufgetan hat, sich in anderen Projekten zu verwirklichen, sie diese ergriffen hat. Die Dritte im Bunde war bereits am Ende ihrer Elternzeit. Wir wussten, dass wenn wir ihr nicht zeitnah Gehalt zahlen könnten, sie sich einen Job suchen würde. Den fand sie dann auch.

Und so kam es, dass ich von einem Tag auf den anderen das ganze Team war. Das ist das eine. Aber dass ich am nächsten Tag zum Startup Camp von enpact aufbrechen würde, das kam noch dazu. CoWomen ist am Ende, wie soll ich mich dort hinstellen und eine Idee über eine starke Community vermitteln, wenn das eigene Team dies nicht mal schafft. Das Camp startet. In drei Wochen findet die finale Runde des ebay Startup Cups statt, wir sind unter die Top 7 gekommen. Wie soll ich das machen?! Es gab noch halbherzige Versprechen, wenigstens beim Cup auf der Bühne zu stehen und zu unterstützen.

Den Abend habe ich geweint. Und mit Tränen in den Augen bin ich am nächsten Tag zum Bahnhof gefahren, um die anderen Fellows zu treffen. Ein kleines Häufchen Elend. Und eins kann ich sagen: Das war der Beginn einer der besten Wochen des letzten Jahres! Aber dazu werde ich ein anderes Mal ausführlich schreiben.

Für die Woche nach dem Startup Camp habe ich ein kleines Meet-Up von CoWomen bei mir Zuhause organisiert. Wir waren zu Viert. Kat, eine junge Frau mit großen Ideen und viel Expertise. Und Nadine, meine beste Freundin, die nur zu meiner Unterstützung dabei war. Dann noch Sara, die uns virtuell auf dem Bildschirm begleitete und nichts von den gesunden Snacks genießen konnte, die mein Mann – CoWomens größter Supporter – vorbereitet hatte. Er bewirbt sich übrigens fast wöchentlich um eine Mitgliedschaft. Er findet uns so toll, er möchte unbedingt Teil davon sein. Gerade bringt er Henry bei, „CoWomen! CoWomen!“ zu rufen und dabei in die Hände zu klatschen.

Und so kam es, dass Sara und Kat ins kalte Wasser gesprungen sind und unglaublich mutig CoWomen vorangetrieben haben. Es ging anfangs fast nur um den Wettbewerb und den Auftritt dort. Wir konnten kaum durchatmen und haben in diesen zwei Wochen bis zum Cup so viel mehr erreicht als in all den Monaten davor!

Ohne Sara und Kat gäbe es CoWomen nicht mehr, ohne die beiden würden wir nicht in drei Wochen unseren ersten Club öffnen. Wir dürfen unglaublich viele wundervolle Menschen zu unseren Unterstützern zählen, haben tolle Mentoren um uns herum, die uns alle so weit gebracht haben, keine Frage. Aber niemand war so essenziell wie dieses Team, zu dem wir nun zusammen gewachsen sind. Mit Hochs und Tiefs, keine Frage. Meine Ungeduld, die es nicht nur mir manches Mal schwer machte. Es dauert dann noch immer bis Mitte Februar bis wir den Gesellschaftervertrag unterschrieben. Nun sind wir eine Firma! Nun ja, bald. Wir waren so in Eile, weil wir alles zwischendurch, in Mittagspausen, nach dem Feierabend, vor den nächsten Events erledigen, dass wir nicht einmal wirklich darauf anstoßen konnten.

Und dann? Erst dann passierte das Wunder! Am Tag nach der Unterzeichnung des Gesellschaftsvertrag saßen wir abends mit einer unserer großen Unterstützerinnen zusammen und erst da bemerkten wir, dass wir doch etwas für junge Frauen machen wollen, für women on the rise. Nicht für alle Frauen oder Frauen, die schon gefestigt in ihrer Karriere stehen. Wir möchten unterstützen.

Wir wussten schon früh, dass wir mit CoWomen durchstarten möchten und glaubten an die Idee, etwas Besonderes für Frauen anzubieten, was es so noch nicht wirklich gab: den physischen Raum. Diese kleine Änderung unserer Idee hat viele tolle Folgen. Neue Türen öffnen sich und Partnerschaften entstehen bereits.

Ich bin dankbar, dass wir uns als Team gefunden zu haben und zeitnah den ersten CoWomen Pop-Up eröffnen werden.

Manchmal muss man einfach springen…

Das ist übrigens die Decke, die ich gerade stricke.